Vor-Ort-Termin mit Gunter Schmidt
Der Veltener Ingenieur Gunter Schmidt hat große Pläne für die ehemalige Einfliegehalle auf dem Alten Flugplatz in Oranienburg. Diese hat er mir bei einem Treffen auf dem Gelände erläutert. Neben einem Museum zur Geschichte des Gebäudes, in dem im Dritten Reich Kampfflugzeuge gebaut wurden, einer Gaststätte und Büroräumen soll hier in erster Linie eine Vertical Farming Anlage entstehen, die als Gläserne Manufaktur Besucher*innen anziehen soll.
Die in Deutschland noch recht unbekannte Technologie bietet die Möglichkeit, Obst und Gemüse frei von Insektiziden, Pestiziden und Fungiziden anzupflanzen. Im Vergleich zur traditionellen Landwirtschaft kommt sie mit nur 5% des Wassers aus. Dazu würde in dem Gebäude ein Gewächshaus mit Hochregalen entstehen. Die zu bewirtschaftende Fläche würde sich auf ca. 35.000 qm belaufen, damit können schätzungsweise 3,5 Tonnen Obst und Gemüse pro Tag erzeugt werden. Allein durch den Betrieb der Vertical Farming Anlage würden Arbeitsplätze für 25-30 Personen geschaffen werden.
Die Einfliegerhalle eignet sich nicht nur wegen ihrer Höhe für ein solches Projekt, sondern auch weil Herr Schmidt bereits mit dem REWE-Auslieferungslager im angrenzenden Gewerbegebiet im Gespräch ist. Die kurze Lieferkette könnte für ein wirklich regionales Produkt sorgen, zumal Schmidt auch die benachbarten PV-Anlagen in seine Pläne miteinbeziehen will.
Doch der Weg dorthin ist noch weit. Aktuell werden auf dem Gelände Untersuchungen zu Umweltauswirkungen und Munitionsbelastung durchgeführt. Einige Tierarten müssten umgesiedelt werden und die Kampfmittelsuche abgeschlossen, bevor eine Verlängerung der Flugpionierstraße und somit eine Erschließung des Geländes möglich wird. Im Juni soll der Bauausschuss diesbezüglich über einen Abwägungsbeschluss beraten. Nach erneuter Einbeziehung der Öffentlichkeit und erfolgtem Beschluss könnte laut MAZ vom 13.05.23 Ende 2023 oder Anfang 2024 ein rechtskräftiger Bebauungsplan vorliegen, der eine Gewerbeansiedlung auf dem Gebiet möglich machen würde.
Ende des Jahres soll es auch eine offizielle Ausschreibung geben, um Konzepte für die Halle zu sammeln. Der Leiter des Stadtplanungsamts Herr Kielczynski habe ihm zugesichert, dass man sich eine Nutzung der Halle nach seinen Vorstellungen grundsätzlich vorstellen könne, so Schmidt. Was dann noch fehlt, ist das nötige Kleingeld. Allein die Instandsetzung der Halle würde etwa 6,3 Mio. Euro kosten. Schon vom Zaun, der um die Halle führt, aus lässt sich erkennen, dass diese Zahl realistisch scheint. Es bröckelt an allen Ecken und Enden. Hinzu kommen Investitionen in die nötige Technik, Betriebs- und Personalkosten. Schmidt will auf Zuschüsse, Kredite und Crowdfunding setzen. Er habe bereits einige Finanzierungszusagen, grundsätzlich könnten die Investitionen aber weitgehend durch die künftigen Einträge erwirtschaftet werden.
Aufgrund der ressourcenarmen und schadstoffarmen Möglichkeiten, die sich durch Vertical Farming ergeben, und der Regionalität der Unternehmung ein durchaus unterstützungswertes Projekt.
Eine gewisse Eile ist geboten. Denn das Objekt verfällt zusehends. Bemühungen der Stadt, das Objekt zu sichern, werden immer wieder von Vandalismus untergraben.