Die meisten 2021 in Brandenburg eingebürgerten Menschen stammen aus Polen. Etwa 16 Prozent derjenigen, die im vergangenen Jahr in unserem Bundesland die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten haben, kommen aus der direkten Nachbarschaft im Osten – 145 von insgesamt 925 „Neu-Brandenburger*innen“.
Einer von ihnen ist Arzt und berichtete am Sonntag auf der zentralen Einbürgerungsfeier des Landes im Potsdamer Hans-Otto-Theater von den Beweggründen, seine Heimat zu verlassen: Als schwuler Mann durfte er in Deutschland seinen ebenfalls aus Polen stammenden Partner heiraten. Als EU-Bürger kein Problem, aber das Paar möchte gemeinsam Kinder großziehen – und um adoptieren zu können, ist die deutsche Staatsbürgerschaft erforderlich.
Der Mann war nicht der einzige homosexuelle Pole auf der Einbürgerungsfeier. Es braucht wenig Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass die von der polnischen PIS-Regierung propagierte LGBTQ*-Feindlichkeit dazu führt, dass Menschen ihrer Heimat den Rücken kehren, um ihr Glück woanders zu suchen. Das ist gut für Brandenburg, aber auch ein trauriges, nachdenklich machendes Symptom einer Politik, die bewusst Menschen ausgrenzt.
Was die Herkunftsländer angeht, folgen Syrien, die Ukraine und Indien mit den jeweils meisten Einbürgerungen in Brandenburg im Jahr 2021. Mehr als hundert der 925 neuen deutschen Staatsbürger*innen wurden am Sonntag beim sehr würdigen Einbürgerungsfest feierlich in Brandenburg willkommen geheißen – unter anderen von unserer Landtags-Vizepräsidentin Barbara Richstein und Innenminister Michael Stübgen. Es war die erste zentrale Einbürgerungsfeier nach zwei Jahren pandemiebedingter Zwangspause.
Am Rande der Veranstaltung kam es zu Protesten. Unter anderem beklagten die Demonstrant*innen die Bürokratie und den menschenunwürdigen Umgang bei den Einbürgerungen – und, dass der Prozess teilweise mehr als zwei Jahre dauert. Dies bestätigte und kritisierte auch Brandenburgs Integrationsbeauftragte Dr. Doris Lemmermeier während der Feier. Hier müssen wir besser werden und Hürden abbauen!
Gut 60 Prozent der 2021 Eingebürgerten haben übrigens neben der deutschen ihre bisherige Staatsangehörigkeit behalten – bemerkenswert viele von ihnen stammen zudem aus der Europäischen Union. Als EU-Bürger*innen stehen ihnen doch eigentlich in Deutschland alle Türen offen. In Gesprächen habe ich jedoch erfahren, dass sich viele von ihnen zu dem Land bekennen wollen, in dem sie dauerhaft leben – und hier ihr Wahlrecht wahrnehmen möchten, auch, wenn sie sich selbst (derzeit noch?) nicht politisch engagieren. Gut so!