26 graue Schiffscontainer, dazwischen gepflasterte Wege, gelegentlich eine ebenfalls graue Betonwand. Von außen sieht einer der wichtigsten Bausteine der Energiewende wenig spektakulär aus – vor allem im Vergleich zu den gewaltigen Türmen des Kraftwerks Schwarze Pumpe, in dessen Schatten die BigBattery liegt. Doch diese 26 grauen Schiffscontainer sind einer der Schlüssel dazu, dass wir künftig hoffentlich klimaneutral und nachhaltig Energie erzeugen und verbrauchen können. Schwarze Pumpe ist ein Ort, an dem sich die Zukunft entscheidet.
Kaum ein Ort wäre wohl passender, um meine diesjährige Sommertour zu beginnen, wie Schwarze Pumpe. „2024 Zukunftstour Brandenburg: Auf dem Weg zu innovativen Unternehmen und Projekten“ ist das Motto meiner sommerlichen Reise, die mich quer durch das Land führt. Und am südlichsten Ende von Brandenburg ist die Transformation zu einer nachhaltigen Energiewirtschaft exemplarisch zu begutachten. Denn hier, am Standort Schwarze Pumpe bei Spremberg, betreibt die Lausitz Energie Kraftwerke AG/Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) einerseits noch ein Braunkohlekraftwerk, das noch bis spätestens 2038 die Kohle aus zwei Tagebauen verstromen wird. Aber hier hat die LEAG mit der BigBattery Lausitz eben auch ein Projekt errichtet, das in die Zukunft zeigt, und das ich am 23. Juli zum Auftakt meiner „Zukunftstour 2024“ besichtigen konnte.
Kraftwerksleiter Oliver Stenzel führte mich ein in die Technik der, wie er sie nennt, „BigBatt“. 13 der 26 Container sind belegt mit 8.800 Lithium-Ionen-Batterie-Modulen, in den restlichen Containern sind die Wechselrichter und die weitere Technik versteckt. Zusammen haben die Module eine Speicherleistung von rund 53 Megawattstunden, die vor allem der Netzstabilität dient. Die gespeicherte Energie wird vom Netzbetreiber abgerufen, wenn die sogenannte Regelleistung unterschritten wird. Innerhalb von Sekunden kann die BigBattery dann Schwankungen im Netz ausgleichen, die bei einem Umstieg auf regenerative Energien immer wieder auftreten können. Wenn die Sonne scheint und der Wind weht, wird die Riesenbatterie aufgeladen – wenn Sonne und Wind gerade fehlen, kann sie innerhalb von wenigen Sekunden das Netz stabilisieren.
Anfang 2021 ging die BigBattery Lausitz in den kommerziellen Dauerbetrieb. 25 Millionen Euro investierte LEAG, das Land Brandenburg förderte das Projekt. Aktuell baut die LEAG eine weitere Anlage am Standort Boxberg. Die BigBattery Oberlausitz soll Ende 2024 fertig sein, berichtete Kraftwerksleiter Stenzel, wird dann mehr als die doppelte Speicherleistung von 120 Megawattstunden haben – und kommt ganz ohne öffentliche Fördergelder aus. Das zeigt mir: Die BigBattery hat sich nach einer Anschubfinanzierung nicht nur bewährt, sondern rechnet sich auch für das Unternehmen. Der Umstieg auf nachhaltige Energie ist nicht nur nötig, um den Klimawandel aufzuhalten, sondern auch ein gutes Geschäft.
Die Betonwände zwischen den Containern sind übrigens eine Sicherheitsmaßnahme. Sie sollen verhindern, dass ein Brand von einem Batteriemodul auf andere überspringt, denn im Ernstfall sind Lithium-Ionen-Batterien kaum zu löschen. Deshalb stehen die Container auch nicht übereinander, sondern locker verteilt – und füllen so die Fläche eines Fußballfeldes aus. Zukünftige, größere Batterien, die wir an den Knotenpunkten des Stromnetzes benötigen, um die Versorgung sicher zu stellen, werden deshalb auf ungefährlichere, wahrscheinlich auf Eisen setzende Batterie-Technologie zurückgreifen. Das ist noch Zukunftsmusik, aber den Beginn dieser Zukunft konnte ich mit der BigBattery Lausitz besichtigen.