Der Krieg in der Ukraine stellt momentan viele Themen auf der politischen Bühne in den Schatten – zurecht, markiert er doch eine Zeitenwende: Mitten in Europa erleben wir einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, der niemanden von uns unberührt lässt. Nicht trotz, sondern gerade deswegen ist es mir wichtig, ein Thema aus dem Schatten zu holen, das nur auf den ersten Blick nichts mit dem Krieg zu tun hat: das Europäische Jahr der Jugend 2022.
Wir sind mittendrin in diesem Jahr, und deshalb haben wir uns in der vergangenen Woche auch im Landtag damit befasst. Gerade in Zeiten wie diesen müssen wir es möglich machen, dass junge Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenkommen, sich austauschen und im wahrsten Sinne des Wortes Europa erfahren. Das habe ich auch in meiner Rede betont:
Essenziell ist übrigens, dass wir Politiker*innen nicht nur über Kinder und Jugendliche reden, sondern mit ihnen! „Adults do not really talk to children about those things“, berichtete die zehnjährige Grace aus Belfast letzte Woche im Kongress der Gemeinden und Regionen Europas (KGRE) über ihre Arbeit zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aus ganz Europa arbeitet Grace daran, dass sich das ändert – damit wir Erwachsene sie ernst nehmen, anhören und beteiligen. Grace und ihre jungen Mitstreiter*innen haben eine tolle Broschüre entwickelt, die es Städten und Gemeinden erleichtern soll, vor Ort gemeinsam mit jungen Menschen die Nachhaltigkeitsziele zu erfüllen. Noch liegt diese Broschüre nur auf Englisch vor, doch das wird sich bald ändern.
Broschüre „How To Make Your Town A Better Place“
In einem kurzen Redebeitrag habe ich im KGRE unseren Paragraphen 18a in der Brandenburger Kommunalverfassung vorgestellt, der seit 2018 die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in allen sie betreffenden Angelegenheiten vorschreibt – und funktioniert!
Die Gemeinde sichert Kindern und Jugendlichen in allen sie berührenden Gemeindeangelegenheiten Beteiligungs- und Mitwirkungsrechte.
§18a, 1 – Kommunalverfassung des Landes Brandenburg
Wie genau das aussehen kann, wird im folgenden Video anschaulich dargestellt:
95 Prozent der Kommunen Brandenburg haben sich auf den Weg gemacht, §18a umzusetzen, darunter auch Oranienburg. Hier steht in diesem Jahr das nächste Jugendforum an: am 28. Juni im Oranienwerk. Zudem läuft noch bis Juli die Vorschlagsphase fürs Jugendbudget der Stadt.
Mit dem Ideenwettbewerb „Müll nicht rum“ wiederum setzt Oranienburg bereits mehr oder weniger eine Anregung aus der oben genannten Broschüre um, was die Jugendbeteiligung zur Nachhaltigkeit angeht. Hier wird demnächst eine Jury über die von vielen jungen Menschen eingereichten „Einfälle statt Abfälle“ entscheiden.
Alle Infos zum Jugendforum Oranienburg …
… und zur Aktion „Müll nicht rum“
Zu den Kindern, die an der Nachhaltigkeits-Broschüre des KGRE mitgewirkt haben, gehört übrigens auch Sofiia aus dem ukrainischen Lutsk. Sie kommt in dem untenstehenden Video, das vor Kriegsausbruch gedreht wurde, ab Minute 0:58 zu Wort – mit dem Wunsch, in ihrer Heimatstadt einen Spielplatz für Kinder mit Behinderungen zu bauen. Es ist herzzerreißend, dass dieser Wunsch mittlerweile in unendliche Ferne gerückt zu sein scheint. Das muss uns erst recht Ansporn sein, dafür zu kämpfen, dass Sofiias Vision irgendwann Wirklichkeit wird – in einer befriedeten Ukraine, deren Wiederaufbau wir in einem geeinten Europa gemeinsam voranbringen.
Alle Infos rund um die Jugendbeteiligung in Brandenburg – §18a
Unser Koalitionsantrag zum Europäischen Jahr der Jugend 2022 (PDF)
„Children And Sustainable Cities“ – Informationen aus dem KGRE